John Hilton, der Überraschungssieger von Bern

Als er seinen größten Erfolg erzielte, vor 22 Jahren in der Berner Eissporthalle Allmend, spielte er mit einem Stratos 1,0 mm auf der Vor- und einem Original Toni Hold anti topspin auf der Rückhand; und, für die damalige Zeit selbstverständlich, waren beide Beläge schwarz. Es war ein Finale, das wie es damals hieß, von zwei Namenlosen bestritten wurde; und am Ende wurde, so überschrieb es die Zeitschrift des DTTB, "ein Unbekannter Europameister".

John Hilton war damals 32, dieser Materialspieler aus Manchester; und dort lebt er noch heute - inzwischen als Finanzberater und seinem Sport, mit dem er im Alter von 17 erstmals in Kontakt gekommen war, noch immer eng verbunden. "Es war der größte Moment in meiner Sportkarriere, dort oben zu stehen und von dem damaligen ETTU-Präsidenten Jupp Schlaf die Trophäe zu erhalten."

Dass viele Zuschauer, darunter nicht wenige Spieler, während der Partie murrten, buhten, wohl auch, wie sich der langjährige Korrespondent des Daily Telegraph, John Woodford, noch heute erinnert, von "Betrug am Tischtennis" sprachen: Diese negativen Begleitumstände jenes Endspiels, das allgemein "als das bis dato schlechteste in der Geschichte der kontinentalen Meisterschaften" angesehen wurde, hat er versucht, so rasch als möglich zu verdrängen. Er wollte damals nur eines: gewinnen! Und dies ist ihm, der als Nummer 3 seines Teams nach Bern gekommen war, den Mannschaftswettbewerb mit einer Bilanz von elf Siegen bei fünf Niederlagen (unter anderem gegen die Deutschen Lieck, Stellwag und Hüging) als Bronzemedaillen-Gewinner abgeschlossen hatte und im Einzel Größen wie Lieck, Kreisz, Titelverteidiger Gergely und Secretin ausschaltete, auch gelungen.

Einen richtigen Trainer hatte er selbst nie; und dennoch: Als er 1971 nach schlechten Erfahrungen im Beruf - der gelernte Zimmermann hatte zuletzt Süßigkeiten in einem Supermarkt verkauft - für zwei Jahre nach Australien ging, jobbte er zunächst im Fitneßbereich und wurde anschließend als Trainer einer Tischtennis-Regionalauswahl engagiert. Drei Jahre nach seiner Rückkehr nach Old England, 1975, wurde er erstmals in der nationalen Rangliste geführt: auf Position 19. Ein Jahr später folgten die ersten internationalen Einsätze, und 1979 durfte er sich über seinen ersten Landestitel freuen - als Mitglied des Vereinsteams Sealink Milton Keynes.

Chester Barnes, früher selbst Nationalspieler und damals Kolumnist des Sun, attackierte ihn drei Jahre lang, als "Mitfahrer neben dem farbigen Star Desmond Douglas" oder als "Defensivspieler ohne Entwicklungsmöglichkeiten". Umso mehr freute sich Hilton darüber, dass "ich nach Bern im relativ hohen Alter doch noch Profi werden konnte": beim ATSV Saarbrücken, dem er 1982 zum Gewinn des Europäischen Messestädte-Pokals verhalf, zusammen mit Dragutin Surbek ("Er hatte die Erfahrung, die mir fehlte, war der dominierende Spieler, der ich nie sein konnte. Mit einem Wort: Für mich war er der Superstar") und Peter Engel.

Bei den Weltmeisterschaften der Senioren 1998 gelangte er, der nie bestritt, "alle Möglichkeiten auf dem Belagsektor voll ausgeschöpft" zu haben, bis ins Halbfinale; und in seinem Heimatland wird er derzeit bei den Veteranen als Nummer 2 geführt.

Die Frage, worauf er sich denn besonders freue, beantwortet Hilton spontan: "Ich hoffe, dass es meinem Sohn bald gelingt, sich in die erste Mannschaft zu spielen; derzeit wird er in der Reserve im Mittelfeld eingesetzt." Ins Stammaufgebot seines Fußballklubs zu kommen, wird Kirk freilich nicht leichtfallen: Der 21-jährige steht bei Manchester United unter Vertrag.